Hanne Weskott ordnet die Werke die jetzt entstehen unter der Rubrik 'Body- Awareness' ein, eine Begrifflichkeit, die Lassnig selber gewählt hat: „Der Körper ist das einzig greifbare Reale in der Welt der Fremdheit“ (H.W.) Der Körper als ein selbstverständlich Fremdes, etwas, das wir viel weniger kennen als wir glauben. Um ein Beispiel zu nennen: Wer von uns kennt schon seinen eigenen Rücken, er ist ein absolutes Niemandsland, das wir nur mit Hilfe komplizierter Spiegeltechniken entdecken können. Mit 'body awareness' spricht Maria Lassnig von diesen Erfahrungen des Teilweisen, der Bruchstückhaftigkeit von Seinserfahrungen des ganzen eigenen Ichs. Und dieser Widerspruch wird sich erst in einem Bild womöglich zu einem allerdings nur vorübergehend das Ganze meinenden zusammenfügen lassen oder, was viel häufiger der Fall ist, als auseinanderstrebend, als nicht vereinbar erweisen. Bei der Betrachtung von „Selbstportrait als Prophet“, 1967 / 150 x 105 cm, aus der Hamburger Kunsthalle möchte man sagen: “Der Prophet gilt nichts im eigenen Körper.“
 
„ich nannte meine bodyawareness zuerst paintings, zuerst „introspektive“ erlebnisse, später nannte ich sie überhaupt nicht mehr, als ich meine knödel und farbhaufen als „selbstportraits behauptend, nur hohn erntete“ schreibt sie 1970 in New York)