Wie sich diesen im Grunde doch noch abstrakt, also autark zu verstehenden Liniengerüste dann merklich verkörperlichen, zeigt deutlich das Bild „Quadratisches Körpergefühl“, 1960 / 100 x 120 cm, aus Privatbesitz. Hier finden wir sie wieder die randnähernde Ausdehnung der lasierend gemalten roten, also doch wohl als lebendig charakterisierten Ober-Körperform, als auch die zugleich ausgreifende als auch zusammenhaltende Gestik der nach links und nach rechst mit breitem in schnellem Malstrich farbausfasernden gelbliche Doppelspur. Man möchte fast meinen, eine Spur des 'Einatmens bis an die äußerste Grenze', sinnlich malerisch und nicht mehr vorherrschend grafisch zu erfahren. Auch hier ein Blick voraus auf 1989: „Artefactum“ (Rücken), 1989 / 100 x 120 cm. Die wunderbare Künstlerin hilft uns mit dem Titel auf die Sprünge: Der Rücken, die terra incognoita des menschlichen Leibes; er ist das Artefactum, das unbekannte, das es zu gewinnen, zu erobern zu 'begreifen' gilt... Und noch ein Griff in das Gegenwärtigere nach 1993: „Nebeneinanderlinien V“, 1993, 125 x 100 cm, einem Bild, an dem deutlich wird, dass die meisten der einmal angeschlagenen Themen von der Künstlerin immer einmal wieder aufgenommen und malerisch und als Aquarell neu gedeutet wird: „Ausdehnung aufrecht“, 1987. Aber hören wir Maria Lassnig wieder einmal selber, aus: Malrezepte (1951)

...
man muß versuchen, d a u e r  und  a u s d e h n u n g  mit
b e w e g u n g  und  v e h e m e n z  zu vereinen
der rhythmus des malens soll sein wie atemstöße, wenn uns das leben würgt.
die reine geste wird in der dauer schwerpunkte konzentrationspunkte erzeugen.
...