Maria Lassnig hat
ihren Widerspruch zur Zeit und seinen aktuellen Verheißungen 1972
wundervoll in dem Zeichentrickfilm 'Palmistry' (Handleserei)
verarbeitet, in dem ein Fortun teller (ein Wahrsager, wie es sie in New York
ganze straßenlang in Little Italy gibt) konsequent neben der Wahrheit
liegt:
Foutune
teller: You like good food!
Girl:
I am only eating rice and noddles
...
F:
Your lifeline is far apart from the headline, you are not dominated by the
head.
Girl:
I read Kant and Plato
F:
Your heartline is not connected with the headline, it means you don’t mix
up life with love
Girl:
But I allmost killed myself, because of...
Immer daneben!
Immer zwischen den
Stühlen!
Sicherlich, damals in
New York...
Unzeitgemäß
war dennoch nur die verwendete Technik, die Malerei; zeitgemäß blieb
es, sich mit der Befindlichkeit der Seele und ihren körperlichen
Ausformungen und Verformungen in einer Epoche zu beschäftigen, die in
anderen Medien die Befindlichkeiten, in jenen Tagen vornehmlich
gesellschaftlich verstanden, zum gemeinsamen Thema machte: z.B. in
Happenings, in Aktionen und Fluxus-Events als Entäußerung des
Kreativen vornehmlich an Nicht-Kunst-Plätzen: Das Nachdenken über
Kunst und ihre Entstehungsmechanismen wurde selbst zur Kunst und in der Konzept
Kunst, nicht aber mehr in Malerei öffentlich... alles Erfahrungen, die
Maria Lassnig im Medium der Malerei abarbeitete, die sie aus dem alten Europa mitgebracht
hatte und nun hier in widerständlicher Weise und unbehelligt, aber auch
unbeachtete und außerhalb - wie sagte ich zum Anfang:
'outstanding' - ausarbeitete. In New York entstehen bis 1971
Siebdrucke und die Zeichentrickfilme, von denen ich schon sprach. In ihnen ist
zumindest, was die mediale Verarbeitung angeht, so etwas wie der New Yorker
Zeitgeist wenigstens formal präsent.
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